Wirf einen Blick durch das Teleskop

Donnerstag, 19. August 2010

Interview mit Florian Freistetter von Astrodicticum Simplex

Heute gibt es für die Astrowelt eine Premiere zu feiern; denn zum ersten Mal präsentiere ich Euch in diesem Blog ein Interview. Für dieses Ereignis habe ich mir überlegt einen Astronomen zu befragen. Netterweise hat sich Florian Freistetter, den Ihr vielleicht schon durch seinen Blog Astrodicticum Simplex und das Blog-Teleskop kennt, dazu bereit erklärt, mir Frage und Antwort zu stehen. Und nun: Vorhang auf für Florian...



1. Hallo Florian bevor wir so richtig loslegen, erzähl doch bitte einmal wer Du bist und was Du machst.
Ich bin Astronom. Studiert habe ich in Wien und dort an der Unisternwarte auch meinen Doktor gemacht. Danach habe ich an der Unisternwarte in Jena gearbeitet und derzeit bin ich am Astronomischen Recheninstitut in Heidelberg beschäftigt.

2. Du führst ja mit Astrodicticum Simplex einen der populärsten Wissenschaftsblogs im deutschsprachigen Raum. Frage: wie bist Du überhaupt zum Bloggen gekommen?
Mein Blog habe ich begonnen, als ich gerade für einige Zeit arbeitslos war. Ich wollte mich weiterhin mit Wissenschaft beschäftigen und dachte, es wäre eine nette Idee, mal ein Blog über Astronomie zu starten.

3. Ich weiß Du setzt Dich verstärkt dafür ein, Kinder mit Wissenschaft in Kontakt zu bringen. Hast Du für die Eltern unter meinen Lesern vielleicht ein paar Tipps, um Ihre Kinder für die Wissenschaft zu faszinieren?
Mit Kindern ist das eigentlich ganz leicht. Nehmt sie mit ins Planetarium, ins Museum oder in ein Sciencecenter. Es gibt Unmengen spannende Bücher, DVDs und Hörspiele - ich kann besonders die "Was ist Was"-Reihe empfehlen.

4. Wie oft wirfst Du einen Blick durch ein Teleskop?
Ich schaue so gut wie nie durch ein Teleskop (siehe die Antwort auf Frage 5)

5. Wie bist Du eigentlich dazu gekommen Astronomie zu studieren?
Mein Werdegang ist relativ untypisch. Ich habe mich als Kind nie für Astronomie interessiert; war auch kein Hobbyastronom und hab nie ein Teleskop besessen. In der Schule war ich in Mathe schlecht und in Physik Durchschnitt. Aber durch Zufall bin ich mit 16 Jahren auf 2 Bücher gestoßen: "Die exakten Geheimnisse unserer Welt" von Isaac Asimov und "Eine kurze Geschichte der Zeit" von Stephen Hawking. Die haben mich enorm fasziniert so dass ich beschlossen habe, Astronomie zu studieren. Nachdem ich an der Uni meine ganzes Mathedefizit aufgearbeitet hatte, habe ich bemerkt, dass mich die beobachtende Astronomie, die Optik, die Sterne etc. doch nicht so interessieren wie ich eigentlich dachte; die Mathematik dafür aber umso mehr. Mein Studium konnte ich aber nicht wechseln da ich sonst die Studienbeihilfe verloren hätte ohne die ich nicht studieren hätte können. Also habe ich weiter Astronomie studiert und mich auf die mathematische Astronomie beziehungsweise die Himmelsmechanik spezialisiert und dort meine Liebe zur Astronomie wieder zurück gewonnen. Den ersten Blick durch ein Teleskop in meinem Leben habe ich tatsächlich erst am Tag NACH meiner absolvierten Diplomprüfung gemacht. Als ich aber dann nach meinem Doktorat nach Jena kam musste ich dort Übungskurse zur Einführung in die Astronomie halten und mich so zwangsläufig mit der kompletten Astronomie beschäftigen. Ich habe dann später sogar begonnen, selbst am Uni-Teleskop zu beobachten und mittlerweile finde ich die beobachtende Astronomie genauso faszinierend wie die theoretische.

6. Welche Fertigkeiten und Voraussetzungen sollte man mitbringen, um ein Astronomiestudium erfolgreich zu bestehen?
Man sollte nicht nur den Himmel und die Himmelsbeobachtung gern haben - sondern auch nach Möglichkeit keine Angst vor Mathematik und Physik haben. Ansonsten gilt das gleiche wie für fast alle Studienrichtungen: man muss den Willen haben, bis zum Ende durchzuhalten. Wer das schafft, der schafft auch ein Astronomiestudium - es ist nicht wirklich leichter oder schwerer als andere Studien.

7. Was meinst Du: ist es nach Abschluss eines solchen Studiums leicht oder schwer, einen Job zu finden?
Der Stellenmarkt ist klein - aber auch die Zahl der Absolventen. Man hat es als Astronom zwar sicher nicht so leicht wie z.B. als Mathematiker - aber wer sich engagiert wird es schaffen. Natürlich muss man bereit sein, ins Ausland zu gehen; befristete Verträge anzunehmen und erstmal alle paar Jahre umzuziehen. Aber das ist überall in der Wissenschaft so.

8. Es gibt ja zahllose Bücher zu astronomischen Themen. Kannst Du ein oder zwei besonders gelungene Werke empfehlen?
Das ist immer schwer - wie gesagt, es gibt jede Menge gute Bücher. Ich fand "Das Auge Gottes. Das Teleskop und die lange Entdeckung der Unendlichkeit" von Richard Panek recht gut. Natürlich "Big Bang" von Simon Singh. "The Hunt for Planet X" von Govert Schilling ist auch sehr gut.

9. Gibt es Astronomen oder allgemein Wissenschaftler die Du besonders wertschätzt?
Hmm - ich habs nicht so mit der Fan-Kultur ;) Aber zwei besondere "Vorbilder" sind auf jeden Fall Carl Sagan und Richard Feynman. Solche Wissenschaftler fehlen der Welt heute-

10. Ich danke Dir für das Interview. Gibt es noch etwas, was Du den Lesern dieses Blogs, mit auf den Weg geben möchtest? 
Ja - Astronomie/Wissenschaft ist toll und faszinierend! Und wenn ihr der selben Meinung seid, dann sagt das auch! Schreibt Blogs, haltet Vorträge, engagiert euch an Volkshochschulen oder sonst irgendwie in der Öffentlichkeitsarbeit!

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